Heutzutage reden viele Leute über eine friedliche Wiedervereinigung. Ich habe aber schon zu einer Zeit davon gesprochen, als die Leute es nicht einmal gewagt haben, den Ausdruck „friedliche Wiedervereinigung“ zu benutzen aus Furcht, beschuldigt zu werden, das Antikommunismus-Gesetz und das Gesetz zur nationalen Sicherheit zu verletzen. Wenn mich heute jemand fragt, was für die Wiedervereinigung getan werden muss, dann sage ich ihm dasselbe, was ich schon immer in dieser Angelegenheit gesagt habe: „Wenn Südkoreaner Nordkorea mehr lieben als den Süden und Nordkoreaner Südkorea mehr lieben als den Norden, dann könnten wir die Halbinsel noch heute vereinigen.“
Ich war bereit, mein Leben zu riskieren, als ich 1991 nach Nordkorea reiste, um mich mit Präsident Kim zu treffen, weil ich das Fundament einer solchen Liebe in mir hatte. Ich traf mit ihm Vereinbarungen über das Zusammentreffen von getrennten Familien, über wirtschaftliche Zusammenarbeit des Nordens mit dem Süden, die Entwicklung der Kumgang-Gebirgsregion, den Abbau der Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel und die Vorbereitung einer Nord-Süd-Gipfelkonferenz. Niemand hat geglaubt, dass ein Antikommunist in ein kommunistisches Land gehen und ein Schleusentor für die Wiedervereinigung aufstoßen könnte. Aber ich habe die Welt damit überrascht.
„Nord und Süd müssen vereinigt werden“, sagte ich, „aber Gewehre und Schwerter werden uns nicht einen. Nord-Süd- Vereinigung wird es nicht durch militärische Gewalt geben. Sogar der Koreakrieg ist in dieser Hinsicht gescheitert und es ist töricht, wenn jemand glaubt, man könnte es noch einmal mit militärischer Gewalt versuchen. Auch wird die Wiedervereinigung nicht durch die Juche-Ideologie geschehen, die Sie verfechten. Wodurch wird sie dann erreicht? Die Welt wird nicht nur durch die Macht von Menschen gesteuert. Weil es Gott gibt, kann nichts allein durch menschliche Anstrengungen erreicht werden. Sogar in Situationen, in denen das Böse herrscht – wie in einem Krieg – führt Gott seine Vorsehung durch. Darum können Nord und Süd nicht durch die Juche-Ideologie, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, vereinigt werden.“
„Nur Gottismus kann ein vereinigtes Heimatland hervorbringen“, fuhr ich fort. „Gott beschützt uns und unsere Zeit für Wiedervereinigung wird kommen. Vereinigung ist unsere Bestimmung; sie ist die Aufgabe, die in unserem Zeitalter vollbracht werden muss. Wenn wir diese heilige Aufgabe der Vereinigung des Heimatlandes in unserer Zeit nicht erfüllen, werden wir bis in alle Ewigkeit unser Haupt in der Gegenwart unserer Vorfahren und unserer Nachkommen nicht erheben können.“